5. SONNTAG IM JAHRESKREIS

Evangelium nach Matthäus (5,13-16)

Jesus spricht heute zu uns, wie meistens, in einer Bildsprache. Und wenn ich richtig verstehe, was er uns da sagt, dann komme ich immer mehr ins Staunen. Jesus sagt einfach: „Ihr seid das Salz der Erde, das Licht der Welt.“ Er sagt nicht: „Ihr sollt es sein“, sondern „ihr seid es!“ Also: Wenn ihr euren christlichen Glauben wirklich lebt, dann bringt eure Lebensweise mehr Geschmack, mehr Leuchtkraft in diese Welt. Sie hilft das Leben in einem anderen, frohmachenden Licht zu sehen. Sie gibt ihm eine neue Qualität. Als Christen haben wir der Welt Entscheidendes und Wichtiges zu schenken. Jesus sagt zu uns: „Ihr seid wichtig für diese Welt“

Da beginne ich nachzudenken über den Wert unseres christlichen Glaubens. Oft haben wir das Gefühl, dass heutzutage die große Bedeutung unseres Glaubens nicht mehr so richtig geschätzt wird, weil wir immer mehr von Menschen umgeben sind, die nicht mehr glauben und die dieser Glaube nicht mehr interessiert. Und wir selbst leben oft so.

Was meint Jesus mit einer christlichen Lebensweise? Das hat er am Anfang seiner Bergpredigt, in den sogenannten „Seligpreisungen“ geschildert. „Selig, glücklich seid ihr, wenn ihr....“: Wenn wir Frieden stiften, barmherzig sind, gerecht, ehrlich mit aufrichtigem Herzen leben, ohne durch unsere Worten und Taten Gewalt anzuwenden; wenn wir solidarisch sind mit Menschen, denen es nicht gut geht; wenn wir, durch unsere Lebensweise Freude und Liebe ausstrahlen. Es geht darum, durch unser konkretes Verhalten Güte, Liebe, Freude in unserer Umgebung zu verbreiten und dadurch dem Leben Geschmack zu geben. Oft geschieht das unscheinbar, im Stillen, im Kleinen. Oft sind es die kleinen Taten, die kleinen Worte, die das Leben anderer schmackhafter machen, ihnen Licht und Freude bringen.

Aber wir können nur Licht bringen, wenn wir selbst innerlich brennen. Unser Herz muss brennen für Gott, für Jesus, sonst können wir nicht ansteckend wirken. Wenn das Evangelium, die Botschaft von Jesus, in uns lebt, kann es Menschen auf den Geschmack bringen, selbst im Evangelium zu lesen. Wenn wir aus einer inneren Betroffenheit heraus reden und handeln kann es anderen einleuchten, dass es gut ist an Gott zu glauben. Wenn in uns eine Begeisterung für Jesus spürbar ist, dann kann diese Begeisterung wie ein Funke auf andere überspringen.

All dies geschieht konkret durch unsere guten Werke, die gesehen werden sollen. Unsere guten Taten wollen aber nicht uns selber ins Licht stellen. Wir sollen sie tun damit die Menschen „den Vater im Himmel preisen.“ Es ist, weil wir in Verbundenheit mit Gott leben, dass seine Kraft in uns wirken kann, unser Leben schmackhaft macht und Licht und Freude bringt.

Und Jesus fügt noch hinzu: Als Christen sollen wir uns also nicht aus der Öffentlichkeit zurückziehen, als ob unser Glaube nur Privatsache wäre. Im Gegenteil: Wir sollen unseren christlichen Glauben bekennen, ihn zur Sprache bringen, denn dieser Glaube an Gott kann für Menschen eine große, orientierende, Wärme und Freude bringende Wirkung haben. „Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht eine Leuchte an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; dann leuchtet sie allen im Haus.“

Könnte es sein, dass wir selbst zu wenig Vertrauen in die Spreng- und Leuchtkraft unseres Glaubens haben, dass wir selbst zu wenig in der Überzeugung leben, durch unseren Glauben die Welt genießbar und hell machen zu können? Könnte es sein, dass wir die Möglichkeiten unseres Christ-seins unterschätzen; dass wir gar nicht wissen, wie wichtig unser christliches Angebot ist?

Heute fordert Jesus uns wieder heraus: Unsere christliche Lebensweise soll so echt, so überzeugend sein, dass von ihr eine Kraft ausgeht, die dem Leben mehr Geschmack, mehr Qualität, mehr Freude gibt. Dann wirken wir wie „Salz der Erde“, wie „Licht der Welt“, wie Jesus sagt.

 

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